Die koloniale Vergangenheit ist nicht einfach passé, sondern prägt unser Alltagsleben, unser Denken und unseren Blick auf die Welt bis heute. Die Gruppe [muc] setzt sich mit den Spuren des Kolonialismus in der Stadt München auseinander. Dabei geht es uns um das Sichtbarmachen von kolonialen Verhältnissen, Personen, Strukturen, die Phänomene wie Sklaverei und ökonomische Ausbeutung, Genozid, territoriale Aneignung, Rassismus und exotische Verklärung bzw. Vermarktung des „Fremden“ umfassen und in die kulturellen und Wissenstraditionen Eingang gefunden haben. Neben der Ausdehnung europäischer Herrschaftsgebiete auf Länder in Afrika, Asien und Südamerika und deren wirtschaftliche Ausbeutung versuchen wir auch Expansionspolitiken in den europäischen Osten in unsere Diskussionen einzubeziehen.
Vor diesem Hintergrund werfen wir am Beispiel der Stadt München einen Blick auf die alltäglichen und institutionellen Verstrickungen und Beteiligungen am kolonialen Geschehen und wollen diese mit Bezug auf globale politische Kontexte diskutieren und theoretisieren. In der Auseinandersetzung mit München/Post-Kolonialismus interessieren uns v.a. Fragen nach den Repräsentationspolitiken (Konstitution von Alteritäten, Geschlechterbilder, Differenzen), nach biopolitischen Praktiken (Konstitution einer Bevölkerung, ihre Bestimmung und ihre Grenzen), nach Ökonomie, Arbeitsmarktpolitiken sowie nach der Konsumgesellschaft. Es geht uns dabei immer auch um die Verschränkungen von Geschichte und Gegenwart, um die Wechselbeziehungen von einem aktuellen „post“- und einem historischen „kolonial“-Verständnis und deren Verortungen im städtischen Raum (Straßennamen, historische Orte, aktuelle Migrationspolitiken).