Gemeinsame Pressemitteilung
Zivilgesellschaftliche Organisationen und Initiativen fordern eine verantwortungsvolle Entkolonialisierung der Münchner Straßennamen
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Am 26. März 2012 hatte die Vollversammlung des Münchner Ausländerbeirates einstimmig eine Aufforderung an den Münchner Stadtrat beschlossen, die deutsche Kolonialgeschichte, die auch in München ihre Spuren hinterlassen hat, aufzuarbeiten und die kolonialen Straßennamen in den Stadtbezirken 13 und 15 umzubenennen. Weit über ein Jahr hat sich der Münchner Stadtrat Zeit gelassen, diesen einstimmigen Beschluss des Ausländerbeirates zu behandeln. Das Ergebnis: Geht es nach dem Willen der Mehrheit des Kommunalausschusses (nur die Partei „Die Linke“ stimmte für den Antrag des Ausländerbeirates) soll es in München auch zukünftig Straßennamen geben, die erklärte Kolonialverbrecher und koloniale Massenmörder ehren: u.a. die Dominikstraße (benannt nach Hans Dominik, der als Kolonialmajor verantwortlich war für brutale Unterdrückungsmaßnahmen und Hinrichtungen in der damaligen deutschen Kolonie Kamerun) und die Von-Gravenreuth-Straße (benannt nach Karl von Gravenreuth, der an der brutalen Niederschlagung von Befreiungskämpfen in den damaligen deutschen Kolonien Ost-Afrika und Kamerun beteiligt war).
Wir kritisieren diese kurzsichtige Entscheidung, die aus unserer Sicht ein fatales politisches Signal darstellt. Straßennamen sind die höchste Ehrung, die eine Stadt zu vergeben hat. Koloniale Verbrecher dürfen in einer Stadt, die sich als weltoffen versteht, nicht weiter geehrt werden!
Dass die Frage der Benennung von Straßen nach Kolonialverbrechern und Orten kolonialer Verbrechen nicht nur eine lokale, München spezifische ist, wurde 2010 in einer bundesweiten Resolution an die Städte und Gemeinden deutlich, die vom Deutschen Städtetag als Empfehlung an die Mitglieder weitergeleitet wurde. Zahlreiche Initiativen, Vereine und Einzelpersonen forderten u.a. die kritische Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte, die Umbenennung von Straßennamen, die Kolonialakteure ehren und die Sichtbarmachung der Gründe für die Straßenumbenennungen und des historischen Kontextes im Stadtraum. Diese Forderungen machen deutlich, dass es bei der Umbenennung kolonialer Straßennamen keinesfalls darum geht, Geschichte unsichtbar zu machen, wie es oft von den Gegner_innen der Umbenennung unterstellt wird. Vielmehr geht es darum, die Geschichte aufzuarbeiten und eine ebenso überfällige wie notwendige gesellschaftliche Debatte über die deutsche Kolonialgeschichte und ihre Auswirkungen bis in die Gegenwart zu führen. Wir erwarten von der Stadt München und dem Münchner Stadtrat, diesen notwendigen Schritt zu tun und sich dieser Auseinandersetzung zu stellen.
Wir laden Sie deshalb ein zu unserer Pressekonferenz:
Donnerstag, den 25. Juli 2013 / 11 Uhr
Bayerischer Flüchtlingsrat
Augsburgerstraße 13
80337 München
Teilnehmer_innen der Pressekonferenz:
Hamado Dipama (Arbeitskreis Panafrikanismus e.V.), Tahir Della (Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V.), Paul Mayonga (Afrikanischer Ältestenrat München e.V.), Johanna Donner (Nord Süd Forum München e.V.), Eva Bahl ([muc] münchen postkolonial)
Unterzeichner_innen der Presserklärung:
Arbeitskreis Panafrikanismus e.V.
Afrikanischer Ältesten Rat München e.V.
AfricAvenir International e.V.
Initiative Schwarze Menschen in Deutschland – ISD Bund e.V.
Zentralrat der afrikanischen Gemeinde in Deutschland e.V.
[muc] münchen postkolonial
mapping.postkolonial.net
Bayerischer Flüchtlingsrat
Nord Süd Forum München e.V.
IG – Initiativ Gruppe e.V.
ADEFRA e.V.
Ökumenisches Büro für Frieden und Gerechtigkeit e.V.
Siegfried Benker, Grüne, ehemaliger Stadtrat
freedom roads! koloniale straßennamen • postkoloniale erinnerungskultur
afrika-hamburg.de
freiburg postkolonial / Heiko Wegmann
Verband binationaler Familien und Partnerschaften, iaf e.V.
Arbeitskreis HAMBURG POSTKOLONIAL
Berlin Postkolonial e.V.
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