Geteilte Welten. Exotisierte Unterhaltung und Artist*innen of Color in Deutschland, 1920–1960
Buchvorstellung und Gespräch
Mittwoch 10. Juli, 18.00 Uhr, großer Saal, Eintritt frei
Bis weit in das 20. Jahrhundert hinein war das Unterhaltungsgewerbe einer der wenigen Bereiche, in denen Angehörige der kleinen Minderheit von People of Color in Deutschland Arbeit fanden – und zwar nicht trotz, sondern vielmehr gerade wegen der auf sie gerichteten rassifizierenden und exotisierenden Zuschreibungen.
In ihrer Ende 2017 im Böhlau Verlag erschienenen Dissertation untersucht Susann Lewerenz, in welcher Weise sich die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche des 20. Jahrhunderts auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie die Präsentationsstrategien von Artist*innen of Color im Zirkus, Varieté und Schaustellergewerbe in Deutschland niederschlugen. In der dialogischen Buchvorstellung wird Susann Lewerenz dieser Frage anhand verschiedener Beispiele aus der Münchener Unterhaltungskultur nachgehen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Zeit des Nationalsozialismus: Welche Handlungsspielräume blieben Unterhaltungskünstler*innen of Color angesichts der zunehmenden rassistischen Ausgrenzung und Verfolgung von Menschen, die das NS-Regime als „artfremd“ ansah?
Moderation: Betiel Berhe und Sandrine Kunis, Diversity-Trainerinnen, Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V.
Aktuelle künstlerische Positionen:
Christiane Della, Kunstpädagogin, Mitglied der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland.
Sándor Klunker, Designer, Berater und Trainer für Interkulturelle Öffnung.
Sarah Bergh, Pädagogin und Kulturvermittlerin.
Prisca Mbawla, Musikerin, Mitglied des Ensembles „ViVace piu“.
Manuel Ricardo Garcia, queer FTM of color, Trans*activist & Photoartist.
Mduduzi Khumalo, Global un-learning Artist, Bildung und intersektionale Studien, Living Sculpture.
Samstag 13. Juli, 15.00 Uhr, Treffpunkt Foyer, Tagesticket/+Führung: 3 €
Museumsrundgang mit Dr. Susann Lewerenz
Perspektivwechsel: Exotisierte Unterhaltung und postkoloniale Erinnerungskulturen im Museum
Der deutsche Kolonialismus fand sein Ende durch die deutsche Kriegsniederlage im Ersten Weltkrieg. Doch hat er weit darüber hinaus seine Spuren hinterlassen: in Form von Objekten, die bis heute in Museen zu sehen sind, in Denk- und Deutungsmustern, in der Erinnerungskultur – und nicht zuletzt in der Unterhaltung. Wessen Geschichte wird erzählt, wenn im Museum über exotisierte Populärkultur in München berichtet wird? Und welche Bezüge zu Kolonialismus, Migration und Rassismus bleiben dabei unsichtbar?
Diesen Fragen geht die Historikerin Susann Lewerenz bei ihrem Rundgang durch das Münchner Stadtmuseum nach. Anhand von Beispielen aus der Unterhaltung in München ergründet sie die Zusammenhänge von Kolonialismus, Migration und Rassismus zwischen 1920 und 1960.
Münchner Stadtmuseum in Kooperation mit:
NS-Dokumentationszentrum München // [muc] münchen postkolonial // Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V.