Forschungskolloquium am Institut für Volkskunde / Europäische Ethnologie. Blicke auf Räume, Wissen und Wertungen


Forschungskolloquium am Institut für Volkskunde / Europäische Ethnologie. Blicke auf Räume, Wissen und Wertungen


In der Hinterland #12 – was ist links? (nachzulesen auf www.hinterland-magazin.de) schrieb Caspar Schmidt im Artikel „Afghanistan den Afghanen“ über die seiner Meinung nach einfältige und bequeme Haltung großer Teile der „Linken“, die sich ganz im Sinne der sowjetischen Mobilisierung mit einfallsloser Imperialismuskritik und Friedensforschung begnügen, anstatt sich endlich von diesem Erbe zu befreien und so den Weg für weniger konforme und vereinfachende Betrachtungsweisen zu ebnen …
Nachdem wir den Beitrag des Debattencaspars „Afghanistan den Afghanen“ gelesen hatten, hätten wir tatsächlich gerne die vom Debattencaspar den vermeintlichen „sowjetischen Mobilisierungsopfern“ vorgeworfene Vogel-Strauss-Taktitk angewandt und unsere Köpfe in den Sand gesteckt. Aber da wir als Gruppe [muc] münchen postkolonial schon einige Artikel in der Hinterland veröffentlicht haben und eigentlich gerne weiterhin dort schreiben würden, schien uns entsetztes und kopfschüttelndes Schweigen eine denkbar schlechte Alternative. Gleichzeitig widerstrebt es uns nach wie vor, eine Auseinandersetzung mit einem Text zu führen, der uns so sehr von Arroganz und Ignoranz geprägt erscheint – für den Autor wohl provozierende Tugenden, in unseren Augen aber schlechte Ausgangsbedingungen für eine Analyse der komplexen Geschichte und Aktualität linker Positionierungen.
Wie also reagiert man auf eine alles andere als fundierte Polemik, die sich selbstgefällig als Generalabrechnung mit einer vermeintlich homogenen Linken der letzten 100 Jahre begreift? Im Folgenden werden wir einige zentrale Punkte des Textes herausgreifen und den dürftigen Argumentationslinien etwas entgegensetzen, anderes bleibt unbeachtet, auch wenn wir mit vielem Weiteren (im Debattencaspar-Text wie auch in der ganzen Hinterland-Ausgabe) nicht einverstanden sind.
Eintritt frei | 16.07.2010 | 20.00 Uhr | Kulturladen Westend| Ligstalzstraße 44 | 80339 München| U-Bahnhaltestelle Schwanthalerhöhe
Wir, [muc] münchen postkolonial, sind eine Gruppe, die sich mit den Spuren der Kolonialgeschichte in München beschäftigt.
Nach langer Zeit des Schweigens wird seit etwa 20 Jahren endlich über Kolonialismus und seine verheerenden Folgen vor allem für die ehemaligen Kolonien geforscht und geschrieben. Aber auch die Auswirkungen kolonialer Herrschaft und kolonialer Denkweisen auf die „Metropolen“ werden zunehmend diskutiert.
In einigen Städten haben sich Initiativen gegründet, die sich mit der Kolonialgeschichte auseinandersetzen und sich zum Ziel gesetzt haben, Spuren und Leerstellen von kolonialem Geschehen und (post-) koloniale Bildwelten in der Stadt heute in das Blickfeld zu rücken.
Eine der ersten dieser Gruppen ist in Freiburg entstanden – Freiburg postkolonial.
Heiko Wegmann von Freiburg postkolonial wird über die Motive, Arbeitsfelder, Erfahrungen und Interventionen dieser Gruppe sprechen. Dann werden wir, [muc], uns und unsere Themenfelder und Aktivitäten in München vorstellen und diskutieren.
Eine Veranstaltung von [muc] münchen postkolonial und dem Kulturladen Westend, gefördert vom Netzwerk München
Vernetzungstreffen postkolonialer Initiativen auf der Buko
Die koloniale Vergangenheit ist nicht einfach passé, sondern prägt unser Alltagsleben, unser Denken und unseren Blick auf die Welt bis heute. In der BRD gibt es zahlreiche Initiativen, die diese Spuren der kolonialen Vergangenheit, die sich auf unterschiedlichste Art und Weise in die Stadträume eingeschrieben haben, sichtbar und kritisierbar machen: durch Interventionen im öffentlichen Raum, das Stürzen von Kolonialdenkmälern, Straßenumbenennungen oder Informations-veranstaltungen.
Mit dem Vernetzungstreffen wollen wir Diskussionen und Erfahrungen austauschen und eine kontinuierlichen Vernetzung der postkolonialen Initiativen anstoßen.
Informations- und Diskussionsveranstaltung
mit Yonas Endrias und Iseewanga Indongo-Imbanda
Samstag 17. April 2010 | 20:00 Uhr | Kulturladen Westend | Ligsalzstr. 44 | U-Bahnhaltestelle Schwanthaler Höhe | Eintritt 3 Euro
Vor 125 Jahren, vom 15. November 1884 bis 26. Februar 1885, fand auf Einladung Bismarcks die sogenannte Afrika-Konferenz in Berlin statt. Am „grünen Tisch“ teilten die führenden Kolonialmächte Europas den afrikanischen Kontinent unter sich auf. Bismarck spielte darin die Rolle des „ehrlichen Maklers“, um die deutschen Interessen im kolonialen Wettstreit zu verschleiern. Durch diese koloniale Grenzziehung und die damit einhergehende Zerrissenheit wird ein Großteil der Krisenphänomene und der Instabilität des postkolonialen Afrikas abgeleitet. Dennoch wird hierzulande die Geschichte des deutschen und des europäischen Kolonialismus kaum thematisiert. Erst nostalgisch glorifiziert, dann verdrängt und ignoriert, gilt die deutsche Kolonialgeschichte bis heute als harmlos, nicht relevant und abgeschlossen. Weder von Bildungseinrichtungen, politischen Parteien oder in den Medien, noch durch systematische Forschung wird sie angemessen aufgearbeitet.
Anlässlich des 125. Jahrestages der Afrika-Konferenz wollen wir mit einer Veranstaltung sowohl über die historischen Hintergründe und die Folgen dieser Konferenz informieren als auch über die heutigen Auswirkungen der kolonialen Herrschaft und die Debatte um Reparationsleistungen berichten.
Iseewanga Indongo-Imbanda studierte Soziologie, Psychologie, Politologie und Romanistik an der Universität Kairo (Ägypten) und der Freien Universität Berlin. Er lebt als freiberuflicher Sozialwissenschaftler in Berlin und ist Redakteur der Internetsite http://www.kongo-kinshasa.de
Yonas Endrias ist Politikwissenschaftler und Aktivist der afrodeutschen Bewegung. Er arbeitet als Dozent an der Freien Universität Berlin und betätigt sich unter anderem als Vizepräsident der Internationalen Liga für Menschenrechte und als Mitglied von Organisationen wie dem Afrika-Rat. http://www.berliner-afrikakonferenz.de/ – http://www.afrika-rat.org
Veranstaltet von:
Arbeitskreis Panafrikanismus München – http://www.panafrikanismusforum.net
Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen – http://carava.net
[muc] münchen postkolonial – http://muc.postkolonial.net
Ökumenisches Büro e.V. – www.oeku-buero.de
Weigert sich das Völkerkundemuseum, Kriegsbeute zurück zu geben? Im dem Staatlichen Museum liegt ein Königsschatz aus Kamerun. Der Enkel des Fürsten fordert das Kunstwerk zurück – bislang ohne Erfolg.
„Bis zum heutigen Tag weigert sich das Völkerkundemuseum nicht nur, dieses gestohlene Kunstwerk zurück zu geben, sondern sogar auf die Umstände hinzuweisen, unterer denen das Ausstellungsstück in den Besitz des Völkerkundemuseums gelangte. Und dies, obwohl der Diebstahl bestens dokumentiert ist. “
Artikel von Laura Höss auf mucbook.de zum Münchner Völkerkundemuseum
„Ich bitte Sie, diese Fahne vom Mast herunterzuholen. Niemand hat uns gekauft. Sie wollten uns mit viel Geld bestechen, wir haben es abgelehnt. Ich bitte Sie, uns unsere Freiheit zu lassen und keine Unordnung zu uns zu bringen“.
Mit diesen Worten wandte sich der König der Bele Bele (Bonabéri, damals Hickory Town genannt), Kum’a Mbape alias Lock Priso, am 28. August 1884 schriftlich an den deutschen Konsul. Kum’a Mbape, der einzige König in Cameroons, der sich weigerte, den Vertrag vom 12. Juli 1884 zu unterschreiben, hatte sowohl in den Rängen seines Neffen King Bell, Ndumb’a Lobe, der auf der Seite von Bonanjo regierte, als auch in denen von King Akwa, Dika Mpondo und denen von King Dido, Jim Epée Ekwalla seine Anhänger.
Zu Beginn der Kolonisierung Kameruns durch das Deutsche Reich raubte 1884 der stellvertretende Konsul, der Münchner Arzt Dr. Max Buchner, während eines Überfalls auf ein Dorf ein symbolträchtiges Kunstwerk, das Tangue, und schenkte es später dem Münchner Völkerkundemuseum. Mittlerweile ist das Tangue Teil der Afrika-Dauerausstellung des Museums.Dort findet sich kein Hinweis, wie das Tangue in den Besitz des Völkerkundemuseum gekommen ist, und auch die Rückforderung von Kum’a Ndumbe III. wird nicht erwähnt….
Datum: 02.09.2009
Ort: Kulturladen Westend
Ligsalzstraße 44 (U-Bahnhaltestelle Schwanthaler Höhe)
Eintritt 3,-/2,-
Veranstalter: Kulturladen Westend, Basis-Buchhandlung und Ökumenisches Büro für Frieden und Gerechtigkeit
Raffael Scheck hat mit seinem Buch »Hitlers afrikanische Opfer« eine wegweisende Studie zu einem bislang kaum beachteten Aspekt des Zweiten Weltkriegs vorgelegt: den Massakern der Wehrmacht an schwarzen Soldaten in Frankreich im Jahr 1940. Der in den USA lehrende Autor wird die Ergebnisse seiner Forschung vorstellen. Bisher hatte die historische Literatur der Wehrmacht für den Krieg gegen Frankreich im Allgemeinen ein korrektes Verhalten bescheinigt, das in scharfem Kontrast zur deutschen Kriegführung im Osten stehe. Aufgrund der Archivquellen, die Raffael Scheck erschlossen hat, ist dieses Bild nicht länger aufrechtzuerhalten. Die vorliegende Untersuchung belegt erstmals detailliert, dass die Wehrmacht im Mai und Juni 1940 Massaker an schwarzen Soldaten und Kriegsgefangenen verübte, die in der französischen Armee gekämpft hatten, und zeigt auf, wie weit die Nazifizierung der Truppe bereits zu diesem Zeitpunkt fortgeschritten war. Mehrere Tausend schwarze Gefangene wurden während des Feldzugs ermordet und eine unbestimmte Zahl von Schwarzen wurde erschossen, ohne Gelegenheit zu bekommen, sich zu ergeben. Oft machten die Deutschen bei der Suche nach versprengten schwarzen Soldaten keine Gefangenen. Der Autor stellt die Massaker an schwarzen Soldaten in die Kontinuitätslinie der Brutalisierung der deutschen Kriegführung seit den Kolonialkriegen gegen die Hereros und den Maji-Maji-Aufstand. Er untersucht darüber hinaus die deutsche Propaganda gegen die sog. »Schwarze Schmach« während der Rheinlandbesetzung, welche die Stationierung der Kolonialtruppen als Verbrechen und Provokation darstellte. Die Nationalsozialisten hielten die Erinnerung an diese Hetzkampagne auch nach 1933 wach. Als Rheinlandbastarde diffamierte Kinder wurden während des Dritten Reichs erfasst und sterilisiert.
Pressestimmen:
»Das Anliegen des Buches ist nicht, eine ›Konkurrenz‹ der Opfer der nationalsozialistischen Barbarei zu befördern. Sein Interesse liegt vielmehr darin, die Legende einer sauberen Wehrmacht in Frage zu stellen sowie eine Neubewertung der lang gehegten Unterscheidung zwischen einem ›schmutzigen‹ Krieg im Osten und einem angeblich anständigen Krieg im Westen vorzunehmen« (Le Monde).
»Die Stärke von Schecks Ausführungen liegt in der Einbettung militärischer Fakten in den Kontext der Genese rassistischen Denkens gegenüber Schwarzen« (konkret).